Das INGRAIN-Bündnis hat nach neun Monaten die geförderte Konzeptphase mit der Einreichung des INGRAIN-Konzeptes erfolgreich beendet. Dieses bildet die Grundlage für die nächste Stufe des mehrstufigen Projektbewilligungsverfahrens. Bei positiver Bewertung kann das Bündnis ab Ende 2021 bzw. Anfang 2022 in eine sechsjährige Umsetzungsphase mit zahlreichen Einzelprojekten starten.
„Spitze im Westen: Agrar-Textil-Lebensmittel – von Reststoff zu Wertstoff zu Nährstoff“ (kurz: INGRAIN) zielt auf die Schließung einer Lücke ab, die in der Bioökonomiestrategie 2020 der Bundesregierung als Schlüsselaufgabe auf dem Weg zu einer biobasierten Wirtschaft beschrieben wird und dabei auch den Zielen des „Circular Economy Action Plan“ der EU folgt. Die Aufgabe besteht in der Überwindung von Branchen- und Sektorengrenzen hin zu transdisziplinären Kooperationen zwischen Forschung, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zur Steigerung der Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Der Fokus von INGRAIN liegt dabei auf den Branchen Agrar-Textil-Lebensmittel. Über die Aufgabe hinausgehend wird INGRAIN in die sozioökonomische Entwicklung des Kreises Heinsberg und der umliegenden Region eingebettet.
Die INGRAIN-Region ist in ihrem Kern von einer Strukturschwäche geprägt, die ihre Ursache in tiefgreifenden Wandlungsprozessen der vergangenen Jahrzehnte hat. Dieser Kern besteht insbesondere aus dem agrarisch geprägten Kreis Heinsberg, der nördlichen StädteRegion Aachen und Mönchengladbach. Dieser Ausgangslage zum Trotz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine positive Dynamik mit einem starken Anstieg der Beschäftigtenzahlen, einem Aufschwung der regionalen Lebensmittelindustrie sowie einer deutlich gestiegenen Innovationskraft entwickelt. Letztere rührt nicht zuletzt von der großen Forschungsstärke der regionalen Hochschulen her. Es gilt nun dieses Momentum, das durch den anlaufenden Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier noch verstärkt wird, zu nutzen und gezielt mit dem Fokus auf das Innovationsfeld der biobasierten Circular Economy durch Vernetzung der drei Branchen im INGRAIN-Bündnis voranzutreiben. Der nördlich an das Kerngebiet anschließende Niederrhein (Kreise Viersen und Kleve) ergänzt INGRAIN aufgrund hoher Agrarexpertise und wertvoller Rest- und Nebenströme v.a. aus Sonderkulturen.
Der strategische Ansatz basiert aus Sicht einer nachhaltigen Wirtschaftsförderung für die INGRAIN-Region auf den großen Potenzialen einer biobasierten Circular Economy. Diese werden besonders vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen einer Agrar- und Ernährungswende, dem Klimaschutz, einem sozial-ökologisch und wirtschaftlich verträglichen Strukturwandel sowie den starken Kompetenzprofilen regionaler Partner offensichtlich. Das Bündnis verfolgt damit die Entwicklung, Schließung und technische Optimierung von Wertschöpfungskreisläufen für vorhandene und bislang nicht oder ineffizient genutzte Rest- und Nebenstoffe aus linearen Wertschöpfungsketten der drei Zielbranchen. Gleichzeitig fokussiert es die Vision eines nachhaltig innovativen Standorts mit Strahlkraft für Unternehmen (Wettbewerbsstärke) und Menschen (Qualifizierung) in der Region und darüber hinaus.
Das INGRAIN-Bündnis besteht aus Partnern, die vielfältige Expertisen beisteuern. Neben der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg mbH (WFG) als Vertreter der Kernregion sowie den impulsgebenden, forschungsstarken regionalen Hochschulen (RWTH Aachen University, Hochschule Niederrhein, Hochschule Rhein-Waal) umfasst es aktuell 56 (Stand Ende Mai 2021) regionale Unternehmen (strukturschwache Kernregion & angrenzender Niederrhein), wirtschaftlich und gesellschaftlich orientierte Verbände, andere regionale Partnerorganisationen sowie einzelne strategische Partner außerhalb der INGRAIN-Region. Das Bündnis setzt außerdem auf eine kontinuierliche Erweiterung der Partnerschaften, eine enge transdisziplinäre Kooperation und strebt an, durch langfristige strategische Planung das Kompetenzspektrum weiter zu stärken.
Die drei geplanten Starterprojekte (prioritäre Vorhaben) sind der erste Schritt in der Weiterentwicklung des Bündnisses, zusammen mit der Etablierung einer Geschäftsstelle. Dies sind
- die Strategieentwicklung (agile, partizipative Weiterentwicklung der INGRAIN-Strategie),
- das Innovationsmanagement (operatives Management und Umsetzung der Strategie),
- das technologische Starterprojekt „Textiles Torfersatz-System auf Basis von lokalen
Cellulose-basierten Reststoffen“ (Kreislauf über drei Branchen, Basis für weitere Projekte).
Die Projekte formen zusammen mit den geplanten weiteren Forschungs- und Entwicklungs- Projekten (F&E) die inhaltliche Grundstruktur und sind konsequent nachhaltig ausgerichtet. Darüber hinaus sind alle Prozesse einer agilen Herangehensweise verpflichtet. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen so in einer eigenen Kreislaufbewegung in weiteren F&E-Projekten zum Tragen. In diesen werden diverse Rest- und Nebenströme, Verfahren, Produkte und Kreisläufe betrachtet.