8. INGRAIN-Beiratssitzung

Nach der erfolgreichen Aufnahme des INGRAIN-Bündnisses in die zweite Umsetzungsphase des WIR!-Programms bis Ende 2028 stand bei der 8. INGRAIN-Beiratssitzung am 10. September 2025 die Beschlussfassung über die nächsten Forschungs- und Entwicklungsverbundvorhaben im Mittelpunkt.

Gleich drei neue Projekte wurden dem Beirat zur Diskussion über ihre Förderwürdigkeit vorgelegt und alle drei erhielten eine positive Empfehlung. Damit können die Vorhaben nun zu Vollanträgen ausgearbeitet und zur Einreichung beim Projektträger Jülich (PTJ) vorbereitet werden.

Mit den Projekten QualiSek, BasiFlies II und AltCell III werden zentrale Bausteine der INGRAIN-Strategie zur Etablierung einer biobasierten Circular Economy im Kreis Heinsberg weiter gestärkt und in die Praxis überführt.

QualiSek – Qualitätskriterien auf Produkt- und Unternehmensebene für eine biobasierte Sektorkopplung zwischen Lebensmittel-, Agrar- und Textilwirtschaft

Das Projekt QualiSek widmet sich der Entwicklung eines Rahmenmodells von Qualitätskriterien für die Sektorkopplung zwischen Agrar-, Lebensmittel- und Textilwirtschaft. Aufbauend auf dem neuen ISO-Standard 59004:2024, der Unternehmen erstmals Orientierung für ihre Transformation zur Circular Economy bietet, untersucht das Projekt konkrete Fallbeispiele aus den drei INGRAIN-Innovationssträngen „Pilze“, „Insekten“ und „Lignocellulose“.
Ziel ist es, praxisorientierte Qualitätsanforderungen zu definieren, die Unternehmen in der Produktentwicklung aus Rest- und Nebenströmen unterstützen. So schafft QualiSek eine Grundlage für neue zirkuläre Geschäftsmodelle und leistet einen zentralen Beitrag zur Sektorkopplung und zur biobasierten Transformation der Region.

BasiFlies II – Basidiomyceten und die Schwarze Soldatenfliege in Synergie: Skalierung und systemische Erörterung modularer Kreislaufprozesse

Aufbauend auf den Vorgängerprojekten BasiCALT, RegioFLiEs und BasiFlies untersucht BasiFlies II die praktische Umsetzbarkeit einer kombinierten Larven- und Pilzzucht als regionale Bioraffinerie. Dabei wird die Nutzung landwirtschaftlicher Nebenströme als Substrat für die Zucht von Speisepilzen und Hermetia illucens (Schwarze Soldatenfliege) erprobt.
Neben ökologischen und ökonomischen Aspekten rückt das Projekt die Verbraucherakzeptanz alternativer Proteinquellen in den Fokus, ein entscheidender Faktor für die Marktfähigkeit neuer Produkte. Das Vorhaben zeigt exemplarisch, wie Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und Innovationsgeist zu einem nachhaltigen Strukturwandel in der Region beitragen können.

AltCell III – Alternative cellulose feedstocks for man-made cellulose fibres 3

Mit AltCell III wird die Entwicklung nachhaltiger Alternativen zu fossilen Fasern in der Textilwirtschaft konsequent fortgeführt. Aufbauend auf den Projekten AltCell I und AltCell II wird im neuen Vorhaben ein kontinuierlich betriebener OrganoCat-Prozess etabliert, der es ermöglicht, landwirtschaftliche Reststoffe – etwa Weizenstroh – in hochreine Cellulose umzuwandeln.
Diese Cellulose bildet die Basis für umweltfreundliche Regeneratfasern, die mithilfe innovativer Lösungsmittel wie Deep Eutectic Solvents (DES) oder Ionischer Flüssigkeiten (IL) hergestellt werden. Damit leistet AltCell III einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Textilindustrie, stärkt regionale Wertschöpfungsketten und fördert die Verknüpfung zwischen Landwirtschaft und Industrie.

Die drei neu beschlossenen Projekte verdeutlichen, wie INGRAIN Forschungsergebnisse systematisch in praxisorientierte Anwendungen überführt und so die Umsetzung der Vision einer biobasierten, sektorübergreifenden Kreislaufwirtschaft fördern.

Darüber hinaus beriet der Beirat über die nächsten strategischen Schritte zur Verstetigung des Bündnisses über 2028 hinaus sowie zur gezielten Steigerung des Praxistransfers. Diese Themen werden beim kommenden INGRAIN-Strategietag auf Burg Wegberg am 11. November 2025 gemeinsam mit dem Beirat vertieft.

Parallel dazu arbeiten die Hochschulpartner bereits an weiteren Projektskizzen, die Anfang des kommenden Jahres zur Beschlussfassung vorgelegt werden sollen. Das Konsortium zeigt sich hoch motiviert, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die biobasierte Circular Economy zwischen Agrar-, Textil- und Lebensmittelwirtschaft im Kreis Heinsberg weiter zu festigen.