Branchengrenzen überwinden, Reststoffe nutzen und Wertschöpfungsketten optimieren – so lautet das erklärte Ziel von INGRAIN für die nächsten sechs Jahre. Das Innovationsbündnis „Spitze im Westen: Agrar-Textil-Lebensmittel – von Reststoff zu Wertstoff zu Nährstoff“ (kurz: INGRAIN) hat die Zusage für eine sechsjährige Förderung von bestenfalls bis zu 15 Millionen Euro für Aktivitäten zur Etablierung einer biobasierten Kreislaufwirtschaft im Kreis Heinsberg und der umliegenden Region erhalten. Das Bündnis unter Federführung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg mbH (WFG) hat sich in Rahmen eines mehrstufigen Antragsprozesses im Förderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als eins von drei Bündnissen in NRW durchgesetzt.
Bündnissprecher und WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski freut sich auf das Projekt: „Durch unseren innovativen Ansatz können wir mit INGRAIN den Strukturwandel unterstützen und langfristig neue Arbeitsplätze in der Region schaffen. Übergeordnetes Ziel der zahlreichen Teilprojekte wird es sein, Reststoffe aus Verarbeitungsprozessen der Agrar-, Textil- und Lebensmittelindustrie in Wert- bzw. Nährstoffe umzuwandeln und so regional eine biobasierte, kreislauforientierte und nachhaltige Ressourcennutzung zu ermöglichen.“
Nach Einreichung einer ersten Projektskizze war das Bündnis im Mai 2021 dazu aufgefordert worden, der positiv bewerteten Skizze einen offiziellen Antrag folgen zu lassen. Aus bundesweit mehr als 130 eingereichten Ideen für entsprechende Innovationsbündnisse zur Unterstützung des regionalen Strukturwandels haben 44 diese Phase erreicht. Diese machte durch eine Förderung in Höhe von 250.000 Euro eine neunmonatige intensive Erarbeitung des Konzeptes möglich, das nun den Zuschlag erhalten hat. Damit ist INGRAIN eines von 23 Bündnissen deutschlandweit, die es die sechsjährige Umsetzungsphase geschafft haben. In dieser wird das Projektkonsortium bestehend aus der WFG, der RWTH Aachen University mit dem Institut für Textiltechnik (ITA) und dem Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau (IMA), der Hochschule Niederrhein mit dem Competence Center Mikrobiologie & Biotechnologie sowie der Hochschule Rhein-Waal mit der Fakultät Life Sciences gemeinsam mit mehr als 50 Unternehmenspartnern aus der Praxis den innovationsbasierten Strukturwandel in der Region gestalten. Um eine zirkuläre Wertschöpfung innovativ und wirtschaftlich zu etablieren, wird das Netzwerk weiter ausgebaut, um regelmäßig neu beantragte Pilotprojekte aus dem Fördermitteltopf von bis zu 15 Millionen Euro durchführen zu können. Weitere Interessenten aus der Praxis, insbesondere aus dem Kreis Heinsberg und der umliegenden Region, sind herzlich willkommen.
Das BMBF-Programm WIR! adressiert vornehmlich Regionen, die noch kein national sichtbares Profil in ihren Innovationsfeldern entwickelt haben und über ungenutzte Innovationspotenziale verfügen. Durch die geförderten Projekte im Rahmen von INGRAIN sollen genau diese Potenziale im Innovationsfeld der biobasierten Circular Economy ausgeschöpft werden, indem neue Kooperationen zwischen Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und weiteren Akteuren etabliert und Branchengrenzen überschritten werden. Die Erfolgsformel dafür ist die Vernetzung der starken und in dieser Kombination in Deutschland einzigartigen Agrar-, Textil- und Lebensmittelwirtschaft in der Region rund um den westlichsten Landkreis Deutschlands. Langfristig sollen auf diese Weise nachhaltige, selbsttragende Strukturen etabliert und Wertschöpfungskreisläufe für bislang nicht oder ineffizient genutzte Rest- und Nebenstoffe entwickelt, optimiert oder geschlossen werden. Die Projektpartner verfolgen für den Kreis Heinsberg und die umliegende Region die Vision einer weithin sichtbaren Innovationsregion, die als Wirtschaftsstandort Stahlkraft für Unternehmen und Menschen in der Region und darüber hinaus entwickelt. Der konkrete Ansatz zur „Circular Economy“ basiert auf einer Nutzung der vorhandenen Rest-, Wert- und Nährstoffströme und der Frage, wie diese branchenübergreifend verwertet werden können, um somit innovative Technologien zu implementieren und neue Wertschöpfungspotenziale zu nutzen. Als Beispiel sei die Nutzung von Agrarreststoffen für die Erzeugung von Textilien oder für biobasierte Verpackungen für Lebensmittel genannt.