Startschuss für erste Projekte zur Etablierung einer biobasierten Circular Economy

 

Reststoffe aus Verarbeitungsprozessen der Agrar-, Textil- und Lebensmittelindustrie in Wert- oder Nährstoffe umwandeln und so in der Region eine biobasierte, kreislauforientierte und nachhaltige Ressourcennutzung zu ermöglichen – dieses Ziel verfolgt das Innovationsbündnis INGRAIN unter Federführung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg (WFG). Nach der Zusage zu einer sechsjährigen Umsetzungsphase im letzten Jahr können nun die ersten drei Teilprojekte mit der praktischen Bündnisarbeit beginnen.

Das INGRAIN-Konsortium bestehend aus der WFG, der RWTH Aachen University mit dem Institut für Textiltechnik (ITA) und dem WZL (Informationsmanagement im Maschinenbau – IMA), der Hochschule Niederrhein mit den Kompetenzzentren Mikrobiologie & Biotechnologie und Angewandte Mykologie & Umweltstudien, der Hochschule Rhein-Waal mit der Fakultät Life Sciences, sowie mehr als 60 Praxispartnern auch aus der regionalen Wirtschaft und Landwirtschaft hat sich bereits im letzten Jahr im Rahmen eines mehrstufigen Antragsprozesses im Förderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als eines von nur drei Projekten aus NRW durchgesetzt und die Zusage für eine sechsjährige Förderung mit bis zu 15 Millionen Euro für Aktivitäten zur Etablierung einer biobasierten Kreislaufwirtschaft im Kreis Heinsberg und der umliegenden Region erhalten.

Im Rahmen dieses Projektes sollen Branchengrenzen überwunden und Wertschöpfungskreisläufe für bislang nicht oder ineffizient genutzte Rest- und Nebenstoffe entwickelt, optimiert oder geschlossen werden. Die Projektpartner verfolgen die Vision einer weithin sichtbaren Innovationsregion, die als Wirtschaftsstandort Strahlkraft für Unternehmen und Menschen entwickelt und somit einen Beitrag zum Strukturwandel leistet.

Im Fokus des ersten Teilprojektes: Torfersatzprodukt

Das erste Forschungs- und Entwicklungsprojekt im Rahmen von INGRAIN befasst sich mit der Entwicklung eines nachhaltigen, textilbasierten Torfersatz-Systems auf Basis von lokalen, Cellulose-basierten Reststoffen. Für die Produktion von Sonderkulturen wie Zierpflanzen sowie Pilzen wird Torf aufgrund spezifischer Eigenschaften abgebaut und verwendet. Torfabbau ist jedoch nicht nachhaltig, da hierdurch CO2 freigesetzt wird und Moore als CO2-Senken im Landschaftsgefüge weitestgehend verloren gehen. Mittlerweile existieren diverse Torfsubstitute mit unterschiedlichen Eigenschaften, die je nach Bedarf Verwendung finden. Die Produktion der Substitute wie zum Beispiel aus Kokosfasern stellt jedoch aufgrund von langen Transportwegen und widrigen Produktionsumständen keine nachhaltige Alternative dar. Diese Lücke soll mit INGRAIN geschlossen werden. Hierzu werden ausgewählte regionale Roh- und Reststoffe mit Hilfe biochemischer Verfahren getestet und auf ihre Eignung für die Faserherstellung geprüft. Die Torfersatzsysteme werden in agrarwissenschaftlichen Anbauversuchen im Labormaßstab erprobt und auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit evaluiert. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen in einer eigenen Kreislaufbewegung in den kommenden INGRAIN-Teilprojekten zum Tragen, in denen diverse weitere Rest- und Nebenströme, Verfahren, Produkte und Kreisläufe betrachtet werden.

WFG sieht Beitrag zum Strukturwandel

Bündnissprecher und WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski freut sich über den Start der ersten INGRAIN-Projekte: „Durch die Vernetzung der regionalen Agrar-, Textil- und Lebensmittelwirtschaft untereinander und mit umliegenden Hochschul- und Forschungseinrichtungen wird ein innovationsbasierter Strukturwandel angestoßen und damit vor Ort eine Basis für zukunftsfeste Arbeitsplätze geschaffen. Auf diese Weise bringen wir durch das gezielte Zusammenbringen von Expertise den Wandel in der Region, in Unternehmen und mit den Menschen durch Innovation ins Rollen. Weitere interessierte Unternehmen, die gemeinsam mit unseren Hochschul- und Forschungspartnern regelmäßig neu beantragte Pilotprojekte im Bereich der biobasierten Kreislaufwirtschaft durchführen wollen, sind herzlich willkommen.“

 

Zitate:

Professor Dr. Thomas Gries, Leiter des Instituts für Textiltechnik, RWTH Aachen:

Mit INGRAIN schaffen wir eine sichere Basis für nachhaltige Arbeitsplätze im Rahmen einer biobasierten Circular Economy für die wichtigsten Konsumgüter Lebensmittel und Textilien.

 

Dr. Frank Hees, WZL-IMA, RWTH Aachen:

Die Initiierung und schrittweise Etablierung einer biobasierten Circular Economy zwischen der Land-, Lebensmittel- und Textilwirtschaft kommt aus sozioökonomischer Sicht einer disruptiven Innovation gleich. Der Gewinn für die Region Heinsberg wird nachhaltig und zukunftsprägend sein.

 

Professor Dr. Dr. Alexander Prange, Vizepräsident für Forschung und Transfer der Hochschule Niederrhein:

Mit INGRAIN werden wir neben spannenden Ergebnissen in den Projekten aus Textil und Lebensmittel eine engere Vernetzung im Westen rund um den Kreis Heinsberg mit Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern sowie einen Transfer auch in die einschlägigen Strukturwandelprojekte des Rheinischen Reviers erreichen.

 

Prof. Dr. Simone Pauling, Hochschule Rhein-Waal, Fakultät Life Sciences:

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Fotohinweis: WFG-Geschäftsführer und INGRAIN-Bündnissprecher Ulrich Schirowski im Kreise der Projektpartner des Innovationsnetzwerkes INGRAIN: Dr. Frank Hees (RWTH Aachen, WZL-IMA), Prof. Miriam Sari (Hochschule Niederrhein), Prof. Thomas Gries (RWTH Aachen, ITA) und Prof. Simone Pauling (Hochschule Rhein-Waal) (v.l.n.r.).